Auf nach Porto, wir von Delicious Berlin wollen Portwein entdecken! Im besten Fall finden wir einen tollen Hersteller, dessen Weine es in Deutschland noch nicht zu kaufen gibt. Doch zunächst gibt es eine Menge über Portwein zu lernen, denn schnell wird uns klar, dass das Thema deutlich komplexer ist als erwartet.
Der perfekte Einstieg: Real Companhia Velha
Wir befinden uns in Vila Nova de Gaia, dem perfekten Ortsteil in Porto, wenn man sich für Portwein interessiert. Hier haben alle wichtigen Hersteller ihren Sitz. Die meisten lassen sich schnell zu Fuß erreichen, viele liegen dicht in Hafennähe zusammen. Den perfekten Einstieg bietet die Real Companhia Velha.
Der Hersteller Real Companhia Velha wurde 1756 gegründet und zählt damit zu den ältesten Häusern in Porto. Noch deutlich älter ist Kopke, dessen Wurzeln gehen bis ins Jahr 1638 zurück. Kopke war ein Deutscher, gerät aber zunehmend in Vergessenheit. Man merkt schnell: Porto und Portwein stecken voller Geschichte.
Portwein Basics
Bei der Real Companhia Velha nimmt uns ein junger Brasilianer in Empfang, dem die Begeisterung für den süßen Wein anzusehen ist. Während alle anderen Gruppen ihre Verkostung bereits beendet haben, sind wir noch nicht mal am Anfang. Zu viele Fragen gibt es zu klären.
Beim Rundgang durch die Bodega sehen wir eine Menge an riesigen Fässern. Aber es gibt auch kleine Fässer. Der Brasilianer erzählt verstörende Geschichten: Manche Holzfässer sind für 20-30 Tausend Liter Wein gemacht. Real Companhia Velha arbeitet mit amerikanischer, ungarischer Limousin-Eiche und portugiesischer Eiche. Die großen Fässer dienen für Massenweine. Später erfahren wir, dass auch kanadische Eiche (z.B. bei Augustos) zum Einsatz kommt.
Amerikanische Eiche dient für die jungen Weine, portugiesische Eiche setzt man für die alten Portweine ein und französische Eiche für die Tafelweine. 20-50 Jahre alte Tawnys (immer Blends) reifen bei der Real Companhia Velha immer in portugiesischer Eiche mit meistens 500 Liter Volumen. Alleine die Fassvarianten sorgen schon für Verwirrung.
Noch irritierender ist das Thema Süße. Portwein ohne Zucker ist eben kein Portwein. Beim weißen Port erläutert der junge Brasilianer: Extratrocken bedeutet 60 Gramm Zucker pro Liter, nach vier Tagen Fermentation wird hier der Alkohol hinzugegeben. Halbtrocken bedeutet 90 Gramm und drei Tage Fermentation, während der süße „Lagrima“ 130 Gramm Zucker enthält und 24h fermentiert. Damit steht fest, dass selbst ein „extratrockener“ Portwein immer noch süß ist. Portwein hat eben seine eigenen Regeln.
Vasques de Carvalho
Nach mehreren Verkostungen bei verschiedenen Anbietern geht es am letzten Tag noch zu Vasques de Carvalho. Die Marke wurde erst im Jahr 2015 gegründet, hat aber schon die Auszeichnung „Best Producer Fortified Wines“ erhalten. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass man auf Lagerbestände von Portwein zugreifen kann, die bis ins 19. Jahrhundert zurückgehen.
Das Vasques de Carvalho Portwein Tasting war tatsächlich die hochwertigste Verkostung, die wir in Porto besucht haben. Nur ein Wein Seminar mit Kopke, Barros und Burmester konnte da mithalten. Bei Vasques de Carvalho konnten wir einen Branco 40 (40 Jahre gereifter weißer Port) und einen Tawny 50 (50 Jahre gereifter Tawny Port) probieren.
Verkostungsnotizen zu Vasques de Carvalho Portwein
Rosé: Leicht, Himbeere, Erdbeere, anhaltend und süß.
Branco Seco (46 Gramm Restzucker): Süß, bitter, Limette, Melone, Birne, sanfte Säure, für einen Port sehr zurückhaltende Süße.
Branco 10: Kaffee, Toast, Pfirsich.
Branco 20: Sehr ähnlich.
Branco 30: Komplexer, mehr Säure, aber insgesamt nicht spannender.
Branco: 40: Keine Steigerung.
Vintage 2020: Fruchtig, flüchtig, sanfte Tannine, schwarze Kirsche, dunkle Beeren.
Tawny Colheita 2004: Sehr fruchtig, viel Süße, dann Säure, Spuren von Vanille, Kaffee und Holz.
Tawny 30: Keine Steigerung.
Tawny 40: Kaffee.
Tawny 50: Viel Frucht, leichte Säure, im Abgang Spuren von Kaffee.
Nach Porto folgt das Douro-Tal
Wer sich in Porto für Portwein interessiert, kommt um das Thema Douro-Tal nicht herum. Schließlich stammen alle Weine aus dieser Region. Daher wurden wir ständig gefragt, ob wir schon in Douro-Tal gewesen seien. Als wir verneinten folgte stets: „Da müsst ihr als nächstes hin!“ Ansonsten versteht man Portwein nicht.
Es stimmt natürlich, dass Portwein und Douro-Tal unmittelbar miteinander verbunden sind. Für den Reisenden lohnt sich das Douro-Tal landschaftlich. Der Portwein-Freak sollte sich bei einer Quinta einquartieren, die Wein für ein Portweinhaus produziert und spezielle Führungen im Weingut und im Douro-Tal anbietet. Man muss dafür gar nicht weit in das Tal reinfahren. Nach etwa einer Stunde hat man das Zentrum dort erreicht.
Wer zu weit Richtung spanische Grenze fährt, findet Trockenheit und eher verlassene Regionen vor. Die Dörfer bieten nicht viel, so ist es zu bestimmten Tageszeiten sogar kompliziert an Essen zu kommen. Das Douro-Tal kann somit ein ziemliches Kontrastprogramm zum wuseligen Porto darstellen. Aber gerade das macht eine abwechslungsreiche Reise ja aus.
Delicious Berlin empfieht daher: Pack dir ein paar gute Zigarren ein, rein in den nächsten Flieger und ab nach Porto. Danach weiter zu einem schönen Weingut ins Douro-Tal. Mietwagen nicht vergessen (ab 8 Euro / Tag)!