alles beginnt mit einem Telefonat mit Frau Schwarz von Alba Import. „Der Import von schottischem Whisky ist massiv eingebrochen. Von einem Minus von 30 % ist die Rede.“ Was ist da dran, fragen wir uns? Wird kein schottischer Whisky mehr in Deutschland konsumiert? Kaufen die Sammler nichts mehr oder gibt es andere Gründe für den Einbruch beim Whiskyimport?
Whiskypreise einiger Brennereien abgehoben
Was Delicious Berlin im eigenen Laden in der vergangenen Zeit erlebt hat, war ein anderer Trend: Die Whiskypreise einiger Brennereien waren regelrecht abgehoben. Bestes Beispiel war Dalmore. Da gingen die Preise durch die Decke. Aber auch Glenfarclas hat sich keinen Gefallen getan. Frau Schwarz spricht das Thema „Einzelfassabfüllungen“ an.
„Nur noch ganz wenige deutsche Konsumenten sind bereit, diesen Aufschlag zu zahlen, nur weil es sich um eine Einzelfassabfüllung handelt. Das heißt ja nicht, dass der Whisky besser schmeckt!“ Tatsächlich waren viele Einzelfassabfüllungen überteuert. Bei der Delicious Berlin Reise nach Schottland und dem Besuch mehrerer Brennereien, haben wir 2023 frustriert feststellen müssen, dass es unmöglich ist, ein Fass zu einem vernünftigen Preis einzukaufen.
Rächen sich die Preiserhöhungen bei Whisky?
Dalmore und Glenfarclas sind zwei Beispiele. Aber nicht alle Brennereien sind durchgedreht oder machen seit 2022 auf Luxusspirituose. Was also ist in den letzten Jahren passiert? Woran liegt der Einbruch im ersten Halbjahr 2024? Ist schottischer Whisky in Deutschland nicht mehr gefragt? Hängt der Importeinbruch mit dem Brexit zusammen? Wir von Delicious Berlin haben recherchiert und Experten aus der Branche befragt.
„Schottische Whiskyexporte fallen im ersten Halbjahr um 18%, massive Einbrüche gab es auf dem chinesischen Markt (-42,4%) und Deutschland (-30,3%)“ berichtet Harpers am 12. September im UK. Doch zuvor war noch alles gut, relativ gut.
Exportzahlen der Scotch Whisky Association (SWA)
Laut den aktuellen Berichten der Scotch Whisky Association (SWA) machen die Exporte nach Deutschland einen signifikanten Teil der Gesamtexporte aus. Im Jahr 2022 zum Beispiel lag der Exportwert von schottischem Whisky nach Deutschland bei etwa 480 Millionen Pfund, was Deutschland als einen der größten Märkte außerhalb des Vereinigten Königreichs positioniert.
Für das Jahr 2023 hat die Scotch Whisky Association (SWA) den Exportwert von schottischem Whisky nach Deutschland auf etwa 470 Millionen Pfund beziffert. Dies bestätigt Deutschlands Status als einer der wichtigsten Märkte für schottischen Whisky. Im Vergleich zum Jahr 2021 bedeutet das einen Rückgang um 6 %. Damals lag der Exportwert von schottischem Whisky nach Deutschland bei etwa 500 Millionen Pfund.
Die SWA spricht vom Jahr 2022 auf 2023 von einem Einbruch beim Exportwert von 2% und beim Exportvolumen von 12%. Durch Preissteigerungen konnte man den Wert also fast stabil halten.
Was sagt der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (BSI)?
In Deutschland hinkt man bei aktuellen Zahlen hinterher. Delicious Berlin konnte weder feststellen, wie viel deutscher Whisky in Deutschland konsumiert wird, noch ob zum Beispiel japanischer Whisky den Schotten langsam den Rang abläuft. Tatsächlich sind die Exporte von japanischem Whisky aktuell auch um 26% eingebrochen.
Im Jahr 2019 sah die Whiskywelt laut dem Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (BSI) noch rosig aus. Die Einfuhrmengen für Scotch Whisky (Single Malt, Grain und Blended Whisky) waren damals noch um 36,3% gestiegen.
Der BSI spricht im Jahr 2023 bereits vom „Krisenmodus“ der auch am Spirituosenmarkt Unsicherheit mit sich brachte: Zwar gehörten Spirituosen im Jahr 2023 erneut zu den umsatzstarken Warengruppen im Lebensmittel-Einzelhandel – jedoch mit leicht rückläufigem Absatz bei relativ stabilem Umsatzergebnis.
Einflussfaktor Corona
Während der „Corona Pandemie“ wurde mehr Whisky in Deutschland konsumiert. Der Marktanteil innerhalb der Spirituosengattungen ist damals auf einen Rekordwert von 11,8% angestiegen (Quelle Statista). Laut dem Statistischen Bundesamt hat Whisky im Jahr 2023 1,1% Marktanteil verloren, vor allem zu Lasten von Likören. Süß ist also deutlich gefragter als Single Malt.
Europäischer Whiskymarkt wächst
Andere Quellen, andere Angaben: Laut den Fortune Business Insights wurde die Größe des weltweiten Scotch-Whisky-Marktes im Jahr 2023 auf 32,72 Milliarden US-Dollar geschätzt. Es wird erwartet, dass der Markt von 34,70 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf 57,14 Milliarden US-Dollar im Jahr 2032 wächst und im Prognosezeitraum eine jährliche Wachstumsrate von 6,43 % aufweist.
Man sagt dazu: „Der Konsum von Single Malt Scotch Whisky-Getränken wird eher mit dem wohlhabenden und verschwenderischen Lebensstil der Verbraucher in Verbindung gebracht. Diese Verbindung ist ein wesentlicher Treiber für das Wachstum des Marktes. Verbraucher in großen entwickelten Volkswirtschaften zeigen ein starkes Interesse am Kauf hochwertiger alkoholischer Produkte“ (Quelle: Fortune Business Insights).
Die Lösung: Mehr Whisky trinken
Die Lösung bei all den Schreckensnachrichten für die Whiskyindustrie ist einfach: Mehr Whisky trinken. So lässt sich die Maschine zum Beispiel mit dem Besuch bei einem Whisky Tasting bei Delicious Berlin ankurbeln. Acht Flaschen an einem Abend sind doch schon mal ein guter Anfang!
Dass bei bei deutschen Whiskytrinkern noch viel Luft ist, beweisen Schotten und Franzosen. Während der Deutsche im Schnitt knapp einen halben Liter Whisky pro Jahr konsumiert, schafft der Schotte über einen Liter und der Franzose sogar über zwei Liter! Interessant ist die Tatsache, dass laut Statista immer noch etwa doppelt so viel Whisky wie Rum konsumiert wird. Wer also den Rumkonsum weiter beleben möchte, bucht jetzt das Rum Tasting. Nicht dass es beim Rum auch noch zum Einbruch kommt.