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Ein Gin lässt sich relativ einfach herstellen: man nehme Neutralalkohol mit über 96% Alkohol (vorzugsweise aus Weizen oder Melasse), man suche erlesene Botanicals (Wacholder ist das einzige Muss), man lasse die Botanicals eine bestimmte Dauer im Alkohol ziehen (Mazeration), man filtere, verdünne auf Trinkstärke – und fertig ist ein sogenannter „Bathtub Gin“. Prinzipiell ähnlich aber dann doch nicht ganz so einfach ist die Herstellung der meisten Gins. Die entscheidende Kleinigkeit, die bei „distilled Gins“ anders ist: Selbige werden nach dem mazerieren der Botanicals noch einmal destilliert. Neben der Mazeration kann man den Alkohol auch über die Botanicals fließen lassen, dann nennt sich das Perkolation, oder aber ein Gewürzkorb mit den Zutaten wird in den Brennblasenhals gehängt und die Aromen werden von den Alkoholdämpfen extrahiert. Alle drei Varianten sind weit verbreitet.
Beim Gin liegt das Hauptaugenmerk aber nicht auf dem Destillationsprozess selbst, sondern v.a. auf der Rezeptur der Botanicals: welche Kräuter und Gewürze, Beeren, Früchte, Rinden, Gräser, Blüten, Nüsse, Blätter, Pilze u.v.m. aus aller Herrenländer machen das perfekte Rezept aus? Ist mehr immer besser? Oder ist ein klarer einfachgehaltener aber gut gemachter Gin vorzuziehen? Viele Ginhersteller haben jahrelang mit ihren Rezepten experimentiert bis sie zufrieden waren.
London Dry Gin muss nicht aus London kommen, aber diese Herstellungsweise wurde dort entwickelt. Er gilt als die Königsklasse weil die Vorschriften der Herstellung am strengsten sind, für London Dry Gins gilt gewissermaßen ein Reinheitsgebot. Der Alkohol darf nur landwirtschaftlichen Ursprungs sein, kaum Methanol enthalten und muss auf mindestens 95% gebrannt sein. Wacholder soll geschmacklich dominant sein, es dürfen keine Farbstoffe, Zucker oder Aromen verwendet werden und alle Botanicals müssen gleichzeitig verarbeitet werden – es darf also später Nichts zugegeben werden.
Dry Gins dürfen nicht gezuckert sein, aber verscheidene Botanicals und natürliche Aromen können nachträglich oder während des Destillationsprozesses beigefügt werden.
Old Tom Gins und Plymouth Gin werden mit Zucker gesüßt, was sie besonders gefällig und süffig macht.
Barreled Gins können alle der oben genannten Gins sein, allerdings werden sie mehrere Monate bis zu einigen Jahren zumeist in Eichenfässern gelagert – ähnlich wie Rum und Whisky. Diese Gins haben eine braune Farbe und sind generell nicht fürs Mischen mit Tonic Wasser geeignet. Eher sollten sie wie Whisky oder Rum pur oder auf Eis genossen werden. Die für Gin untypische Vanillenote aus der Holz ist für Liebhaber klassischer Gins im ersten Moment oft ungewohnt. Aber wenn man sich auf diese Gin Art einlassen kann, dann verspricht sie ungeahnte Komplexität und großen Genuss.
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