2018 kürte das italienische Weinmagazin Gambero Rosso Berlins bestens italienisches Restaurant. Der Gewinner ist das Bocca di Bacco in der Friedrichstraße in Berlin Mitte. Wir von Delicious Berlin haben das italienische Restaurant besucht, um festzustellen, wie man Wein dort mit Essen verbindet und was das Restaurant sonst so zu bieten hat.
„Bocca di Bacco“ – das ist der „Mund des Weingottes“. So drückt es zumindest Lukas aus, unser Whiskydestillateur aus Südtirol. Wein spielt also eine große Rolle. Genauer gesagt dreht sich in dem Restaurant alles um italienische Weine. Dafür hat man einen eigenen Showroom eingerichtet in dem sich Sassicaia Wein stapelt. Ohne die exklusive Weinauswahl wäre die Wahl des Gambero Rosso sicher anders ausgefallen.
Bocca di Bacco – Berlins bestes italienisches Restaurant?
Uns von Delicious Berlin hat die Wahl zum besten italienischen Restaurant Berlins neugierig gemacht. Aber hält der Titel was er verspricht? Wie steht es ums Essen? Wie ist der Service? Was gibt das Ambiente her? Schließlich möchte der moderne Konsument nicht nur gut essen und einen perfekten Wein dazu genießen. Wir wollen doch in der Spitzengastronomie etwas erleben!
Die erste Ernüchterung kommt beim Blick in die Weinkarte. Da läuft es einem kalt den Rücken herunter. Denn wer sich viel mit italienischem Wein beschäftigt, sieht viel Bekanntes auf der Karte. Mit den Preisen kommen wir überhaupt nicht klar: Eine Flasche Primitivo für 50 Euro. Weine wie der beliebte Lungarotti Rubesco oder der Tasca d`Almerita aus Sizilien kosten ebenfalls um die 50 Euro oder mehr. Das sind alles Weine, die man in unserem Spirituosen und Weinladen für etwa 8 – 15 Euro kaufen kann. Da wirkt die Flasche Sassicaia für 219 Euro wie ein Schnäppchen.
Große italienische Weine und gute Küche
Die Kellner wirken aufmerksam aber etwas steif. Begeisterung sieht anders aus. Wir entscheiden uns für das Entrecôte Brasiliana con Patate e Funghi Orechhioni (Brasilianisches Entrecôte mit Kartoffeln und gegrillten Austernpilzen). Wir möchten dazu den Castello Banfi Sangiovese Cabernet Sauvignon (5,50 Euro / Glas) bestellen, der erfahrenere Kellner rät uns aber von diesem offenen Wein aus der Toskana ab. Er sei zu leicht zum Entrecôte.
Stattdessen empfiehlt er den San Guido Guidalberto 2015. 8,50 Euro kostet hier das Glas. Die Tenuta San Guido wurde durch seinen Sassicaia Wein berühmt, einen Super Toskaner, der zu den besten Weinen des Landes zählt, heute aber kaum noch gefragt ist. Der San Guido Guidalberto 2015 weist eine sehr konzentrierte Frucht und weiche Tannine auf und passt gut zum Essen.
Was uns im Bocca di Bacco fehlt
Das brasilianische Entrecôte ist ohne Zweifel eine Sensation. Zart und aromatisch entwickelt sich das Fleisch zum echten Gaumenschmeichler. Dazu sind die Gewürze (vor allem Rosmarin) perfekt abgestimmt und kommen bei jedem Bissen durch. Interessehalber bestellen wir doch noch den Castello Banfi Sangiovese Cabernet Sauvignon dazu, denn ein Glas Wein reicht nicht als Begleiter zum Essen. Dieser Rotwein passt ebenfalls gut zu dem Gericht.
Nach dem Entrecôte gönnen wir uns noch eine Meringata (Baisertorte) mit Mascarpone. Diese schließt das leckere Essen ab und es ist an der Zeit ein Fazit über unseren Besuch im Bocca di Bacco zu ziehen:
Am Essen gab es wenig auszusetzen. Die Preise beim Wein sind jedoch so überzogen, dass einem die Lust am Weintrinken schon beim Blick in die Karte vergeht. Und um Wein geht es schließlich in diesem Vorzeigerestaurant. Das Schlimmste kommt aber erst noch. Was im Bocca di Bacco komplett fehlt, ist das Erlebnis. In einem Spitzenrestaurant muss der Besuch zum Erlebnis werden. Wir wollen begeistert werden.
Das ist leider in keinerlei Weise passiert. Weder durch tolle Weinempfehlungen. Schon gar nicht durch das langweilige Ambiente. Es fehlen die Geschichten, eine aufregende Gestaltung des Lokals, Begeisterung beim Personal. Das unerwartete Element eben. Es gab nicht mal einen Grappa zum Abschluss. Anscheinend reichen 120 Euro Umsatz hierfür nicht aus. Insgesamt also ein eher trauriges Erlebnis in Berlin. Ein Besuch beim netten Italiener ums Eck kann da eine viel angenehmere Bereicherung sein, stellen wir ernüchtert fest. Oh ja, nüchtern sind wir auch geblieben. Für ein Weinrestaurant kann das kein gutes Zeichen sein.